Um die Entscheidungsfindung zu unterstützen und die Leistung ihres Netzwerks in Nordamerika zu verbessern, suchten die Analysten bei Pitney Bowes ein Analysetool für die Paketlogistik.
Pitney Bowes ist ein Technologieunternehmen mit Sitz in Stamford, Connecticut, USA, das sich auf Dienstleistungen im Post- und Versandbereich spezialisiert hat. Das Unternehmen betreut etwa 1 Mio. Kunden und hilft bei der Sortierung und Verarbeitung von 15 Mrd. Poststücken jährlich.
Die Pitney Bowes Innovation ist eine Unternehmenseinheit, eine globale Entwicklungsorganisation, die sichere Best-in-Class-Produkte auf der Grundlage von agilem Design und Data Science entwickelt.
Die von den Ingenieuren der Innovationsabteilung erstellte simulationsbasierte Logistikmodellierungssoftware ermöglichte erhebliche Einsparungen bei wichtigen Kennzahlen wie Paketdurchlaufzeit, Lkw-Auslastung und Tagesdurchsatz.
Problemstellung
Die Ingenieure konzentrierten sich auf die Auslieferung und den Retourendienst im Rahmen ihrer operativen Tätigkeiten in den USA und versuchten, vier Schlüsselbereiche des Logistiknetzwerks besser zu verstehen:
- Standortkonsolidierung (Eröffnung und Schließung von Standorten)
- Auswirkungen der Hinzufügung von Netzwerkkunden
- Direktes Hinzufügen von Strecken (Verbindungen zwischen Standorten)
- Erkennung von Fehlern im Netzwerkdesign
Diese Netzwerkplanung war bislang allein die Aufgabe eines Logistikexperten. Da sich das Zustellnetzwerk jedoch vergrößert hatte, wurde ein Logistikplanungstool zu Unterstützung der Entscheidungsfindung benötigt. Mithilfe eines Simulationsmodells des Paketnetzes könnten die Planungsexperten ihre ersten Entwürfe testen, Engpässe erkennen und bessere Lösungen entwickeln.
Lösung
Als Grundlage für die Tests und Analysen diente ein Simulationsmodell des Paketnetzwerks. Das Modell konnte mit historischen Vorhersagedaten oder mit Testszenarien für die Risikoanalyse und Planung konfiguriert werden.
Das Entwicklungsteam entschied sich für AnyLogic wegen der integrierten Bibliotheken, die die Modellentwicklung beschleunigen, sowie der Anpassungsmöglichkeit, die eine genaue Modellierung spezifischer Funktionsweisen ermöglicht. Außerdem ist das Modell dank seines Designs leicht zu skalieren. Standort können etwa mit einem einfachen Datenbankeintrag hinzugefügt oder entfernt werden. Nach einer Änderung der Anzahl wird das Modell dann automatisch aktualisiert.
Ein weiteres Entscheidungskriterium für AnyLogic war, dass die Entwicklungsingenieure eine Einzelanwendung für Analysten und Interessenten erstellen konnten.
Das Simulationsmodell war für sechs verschiedene Anwendungsfälle nützlich:
- Analyse der Netzwerkerweiterung und -konsolidierung
- Stresstest der Anlagenkapazität
- Rerouting
- Service-Guide-Simulation
- Hinzufügen neuer Kunden
- Feinabstimmung des Netzwerks
Ergebnisse
Gegenwärtig wird das Tool zur Bewertung der Netzgestaltung eingesetzt. Im Fall der Netzwerkkonsolidierung ist die Analyse der Zusammenlegung von drei Standorten zu einem Supercenter ein anschauliches Beispiel dafür, wie das Werkzeug zur Leistungsverbesserung beiträgt.
Anhand von historischen Daten und Experimenten zur Parametervariation erstellte das Team eine solide Analyse. Die Modellierung zeigte, dass nur 70% der ursprünglich geplanten Kapazität für ein neues Supercenter benötigt wurde und dass die geplante Konsolidierung der Standorte zu erheblichen Einsparungen bei wichtigen Kennzahlen führen würde. Am wichtigsten ist, dass Rollovers im neuen Center eliminiert und Carryovers um 70% reduziert würden.
Für die Zukunft plant Pitney Bowes, das Logistikanalysetool zu einem Echtzeit-Warn- und Beratungsinstrument weiterzuentwickeln, um vorausschauende Analysen in der Logistik zu ermöglichen. Bei den täglichen oder stündlichen Simulationsläufen werden aktuelle Rückstände, Volumenprognosen und die geplante Ressourcenplanung berücksichtigt, um den zukünftigen Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften, Lkws und Umleitungen zu ermitteln.
Diese Fallstudie zum Logistikanalysetool wurde auf der AnyLogic Conference 2021 von Cora Gao, Data Scientist von Pitney Bowes, vorgestellt.